Weihnachtsansprache Dieter Engel

Liebe Kinder, liebe Gäste, liebe Freundinnen und Freunde,

wir sitzen hier in großer vertrauter Runde zusammen, auch wenn wir den einen oder anderen Tischnachbarn noch nicht oder noch nicht so gut kennen. Man wechselt ein paar Worte und schon kommt das Zusammengehörigkeitsgefühl auf und man(n) und natürlich auch Frau fühlt sich wohl und kann ein paar gemeinsame vorweihnachtliche Stunden genießen.

Genauso ergeht es uns in Seminaren und Freizeiten, wenn auch die Anzahl der teilnehmenden Freunde und Freundinnen meist etwas kleiner ist, aber dafür aus den verschiedensten Freundeskreisgruppen aus Baden und manchmal darüber hinaus.

Auch hier herrscht immer eine besondere Atmosphäre, eine freundschaftliche und familiäre, so dass wir ohne Übertreibung stets von einer großen Freundeskreisfamilie sprechen können.

Noch etwas kleiner, aber dafür umso vertrauter sind unsere Gruppenabende, in welchen wir Freud und Leid mit den anderen teilen können, Unterstützung erfahren, gehalten und aufgefangen werden, aber auch sorgende Worte zu hören bekommen und uns manchmal der Spiegel vorgehalten wird.

Wir genießen den geschützten Raum, profitieren von der gemeinsam gelebten Freundeskreisphilosophie und sind uns oft nach ein paar Jahren Zugehörigkeit zu einer Gruppe gar nicht mehr bewusst, welches Glück wir hatten auf so eine Gemeinschaft zu stoßen. Wäre da nicht der freundliche Hinweis eines Mitarbeiters oder Mitarbeiterin der Beratungsstelle oder Klinik gewesen bzw. hätte der Zufall, verbunden mit Herrn Google, seine Finger im Spiel gehabt.

Ihr fragt euch jetzt sicher, was hat dies alles mit Weihnachten und damit mit dem christlichen Glauben zu tun. Ich denke bei der Deutung biblischer Geschichten und dem Ansinnen des Freundeskreises lassen sich immer wieder Verbindungen und Gleichnisse herstellen.

Ich denke da einmal an die Zusammenkunft von Jesu mit seinen Jüngern. War das nicht auch eine Gruppe unterschiedlichster Menschen und Charaktere? Aber auch sie hat doch ein gemeinsames Ziel zusammengeführt. Neues, Unbekanntes zu begreifen und zu erleben. Nach neuen Wegen zu streben, wenn am Anfang oft auch nicht klar war, wohin sie führen würden und warum man das alles tut. Geht es nicht manchmal auch unseren Gruppenmitgliedern so?

Die Jünger berichteten von Taten und Dingen, welche auf den ersten Blick so unbegreiflich und trotzdem faszinierend waren, dass man staunend davor stand, sie kaum glauben konnte und von einem Wunder sprach. Kommt es bei uns nicht auch vor, dass Betroffene und Angehörige zunächst nicht glauben können, dass es ein Leben, ein zufriedenes Leben sogar, ohne Suchtmittel gibt. Dass man es über einen beinahe unüberwindbaren Berg schaffen kann, mit Hilfe, Willenskraft, Hoffnung, Ausdauer und wenn man an sich glaubt und vielleicht auch an eine höhere Instanz.                                           Glaube versetzt Berge, das darf nun jeder für sich interpretieren.

Manchmal hört man aber auch die Worte: ich wundere mich über mich selbst, wie ich dies und jenes geschafft habe oder über sehr lange Zeit schon suchtmittelfrei lebe. Es sind also nicht nur zu Jesus Zeiten für die Menschen Wunder geschehen, sondern wir erleben sie auch heute, wenn wir die Dinge auch meist rational erklären wollen.

Jesus hatte mit seinen Jüngern und Anhängern auch Krisenzeiten zu durchleben und mancher hinterfragte Jesus Botschaft und zweifelte an ihr.  Auch das ist uns heute nicht fremd, denn der Weg aus dem Tal ist nicht ein gerader Aufstieg, sondern mit Steinen, Geröll und Stolperfallen versehen, so dass oftmals ausgetretene Pfade wieder benutzt werden, die sich dann als Sackgasse herausstellen.          Aber Jesus hat jeden der sich bewusst oder unbewusst verirrt hat wieder in seine Mitte genommen und auch hier sehen wir ihn als großes Vorbild und halten für jeden seinen Stuhl in unserem Kreis frei.

So wie vor 2000 Jahren nur die Jünger und eine Schar Menschen um Jesus herum von  der großen Hoffnung wussten, welches Gottes Wort beinhaltet, wissen meist nur die Gruppenbesucher, welche Kraft, Hoffnung und Hilfe zur Selbsthilfe aus dem  Freundeskreis hervorgehen kann.

War es da nicht klug und menschenfreundlich wohlgesinnt, dass Jesus die Losung ausgab, das Wort Gottes in die Welt zu tragen, um allen Menschen kund zu tun, dass es eine Hoffnung im Leben gibt. 

Die frohe Botschaft verbreitete sich in Windes eile, obwohl es noch keine hochbezahlten Marketingstrategen gab oder vielleicht gerade deshalb, weil man noch nicht mit Werbung und guten Ratschlägen zugeschüttet wurde.

Aber auch wir tun soviel für die seelische Gesundheit und das gesamte Wohlergehen und leisten gute Arbeit auf die wir alle Stolz sein dürfen, auch dies muss immer wieder einmal gesagt werden. Wir Freundeskreisler sind nur ein ganz kleiner Teil der Menschen die sich den Luxus einer wöchentlichen Gruppenstunde gönnen, wie Roland immer so zutreffend zu sagen pflegt, obwohl es der großen Masse der Suchtkranken und ihren Angehörigen auch mehr als gut tun und eine Perspektive darstellen würde. 

Ist oder wäre es da nicht naheliegend auch unsere, ich will jetzt nicht sagen frohe Botschaft, sondern Möglichkeit der Hilfe zur Selbsthilfe nach draußen in die weite Karlsruher Welt und Umgebung zu tragen und damit verstärkt  beizutragen, dass die Menschen uns kennen und wissen wo sie ein offenes Ohr und Herz finden.

Es ist deshalb mein großes Anliegen, dass wir verstärkte Präsenz zeigen. Neben der Mund zu Mundpropaganda ,wie zu Jesus Zeit die neue Hoffnung verbreitet wurde, müssen wir heutzutage wesentlich breitgefächerter in der Öffentlichkeitsarbeit aufgestellt sein.

Wir haben dazu, so denke ich, in diesem Jahr einiges dafür getan und auch gute Unterstützung durch euch erhalten.

Ich weiß wie schwer es ist sich zu outen, vor allem, wenn man nicht weiß, wem man begegnen könnte. Ich glaube auch die Jünger haben sich schwer getan immer zu ihrem Herrn und dem Wort das verkündet werden sollte, zu stehen. Wir dürfen deshalb getrost Stolz sein, dass mehrere Dutzend unserer Mitglieder bei den öffentlichen Veranstaltungen und Vorstellungen aktiv waren und damit gezeigt haben, dass ihr Selbstvertrauen wieder gestärkt und stimmig ist. Lasst uns gemeinsam auch 2015 so weitermachen, damit wir die Menschen erreichen, die alleine die Kraft zu einer Richtungsänderung nicht haben oder die wir vor dem Fall in die Hoffnungslosigkeit bewahren können. 

Ich danke deshalb allen meinen Mitstreitern und Gönnern des Vereins für ihr Engagement und Unterstützung in welcher Form und Umfang auch immer.

In diesem Sinne wünsche ich euch noch eine schöne Adventszeit, mit kleinen persönlichen Freiräumen um der alltäglichen Hektik für ein paar Minuten zu entkommen, besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.