Gruppenthema Depression

Viele unserer Gruppenteilnehmer haben schon einmal mit Depressionen zu tun gehabt oder leiden gar akut darunter. Und unabhängig davon, ob nun die Depression eine Folge oder der Auslöser der Alkoholkrankheit ist, scheint es den meisten Betroffenen offenbar nicht bewusst zu sein, wie stark rückfallgefährdend eine akute Depressionsphase sein kann. Häufig werden in den Diskussionen zu diesem Thema eine sogenannte „depressive Verstimmung“ und eine wirkliche, behandlungsbedürftige Depression miteinander vermengt und immer wieder wird fälschlicherweise behauptet, Medikamente zur Behandlung einer Depression, auch als Antidepressiva bezeichnet, würden selbst wieder abhängig machen. Das nachfolgende Interview, das wir mit freundlicher Genehmigung des Diplom-Psychologen Dr. Rolf Merkle (www.rolfmerkle.de) dem Kundenmagazin der BKK ESSANELLE, Ausgabe 4-2010 (www.bkk-essanelle.de) entnommen haben, schafft hier Klarheit.

u.a.

Dr. Rolf Merkle ist niedergelassener Diplom-Psychologe und Psychotherapeut in Mannheim und Verfasser zahlreicher Ratgeber. 

 

Wie merken Betroffene, dass sie Hilfe brauchen und an wen könnten sie sich wenden?

Depressionen machen sich in vielfältiger Form bemerkbar. Dazu gehören endloses Grübeln, Hoffnungslosigkeit und Selbstvorwürfe ebenso wie Antriebslosigkeit, Angst und die Unfähigkeit zur Freude. Betroffene leiden oft unter Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Magendruck. Viele ziehen sich zurück, vernachlässigen Freunde und Hobbys und sind kaum in der Lage, kleinste alltägliche Verrichtungen zu bewältigen. Hilfe finden sie bei Psychotherapeuten, dem Facharzt (Psychiater) und auch bei Selbsthilfegruppen.

Wir werden Depressionen behandelt?

Zwei Therapieverfahren sind üblich: Die kognitive Verhaltenstherapie ohne Medikamente wird bei leichteren Erkrankungen angewendet. Durch sie kann der Betroffene seine Gedanken und Gefühle besser in den Griff bekommen. Er lernt, negative Gedanken zu überwinden und wieder Freude am Leben zu haben. Bei schweren Depressionen wird in der Regel zusätzlich zur Psychotherapie eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva verordnet. Diese machen nicht abhängig und wirken gezielt auf die Veränderung des Hirnstoffwechsels ein, die mit der Depression einhergehen. Die Medikamente können es depressiven Menschen oft erleichtern, in der Psychotherapie besser mitzuarbeiten.