Stell Dir vor, Du hättest eine Superkraft, welche wäre das und weshalb?

So oder so ähnlich könnte eine klassische Frage in der Eingangsrunde für einen Gruppenabend im Freundeskreis für Suchtkrankenhilfelauten. Dass diese Frage in der aktuellen Sonderausstellung im Naturkundemuseum Karlsruhe „von Sinnen„ schematisch aber dennoch persönlich individuell beantwortet wird, hatte sich keiner der sechs Teilnehmenden der Freitagsgruppe aus Bretten gedacht.

Am 07.04.2023 haben wir uns zum alljährlichen Karfreitagausflug um 12:59 Uhr in Bretten getroffen, um gemeinsam mit der S4 nach Karlsruhe zu fahren. Dieses Jahr hatten wir uns für einen Museumsbesuch im Naturkundemuseum entschlossen, um in der Sonderausstellung „von Sinnen“ unsere Wahrnehmungen zu schärfen, Neues zu lernen, überrascht zu werden und ganz einfach gemeinsam Zeit mit Freunden zu verbringen und dabei Spaß zu haben.

Einige Gruppenmitglieder waren seit der Fertigstellung der Kombilösung das erste Mal in Karlsruhe, so dass wir zuerst noch die unterirdischen Haltestellen bewunderten und feststellten, dass „in ihrer vermeintlichen Schlichtheit im Erscheinungsbild eine raffinierte künstlerische Idee steckt.“ (FAZ, 2023). Im Naturkundemuseum, vis-a-vis des Ettlinger Tors, erwartete uns nun, nach einem ersten Ausflug in die Welt der Sinneswahrnehmungen „sehen“ an der S-Bahn-Haltestelle, eine Welt, die nicht nur das Sehen sondern ebenso das Fühlen, Riechen, Hören und Schmecken ansprach.

Da das typische regnerische Aprilwetter Karlsruhe noch nicht mit seiner Anwesenheit beehrt hatte, konnten wir die Ausstellung genießen, ohne uns durch Menschenmassen quetschen zu müssen. Da die Sonderausstellungs- fläche im ersten Obergeschoss verortet ist, konnten wir durch das prächtige Treppenhaus des Naturkundemuseums wandeln und uns in freudiger Erwartung eines beeindruckenden Sinneserlebnisses von den prunkvollen prähistorischen Exponaten berauschen lassen.

Bei Eintritt in die Ausstellung konnte gleich am Anfang die Wahl getroffen werden ob, die Begrüßungstafel gefühlt (Braille), gelesen (Schrift) oder per Video gehört und gleichzeitig gebärdet wahrgenommen werden möchte. Natürlich habe ich zuerst mal angefangen zu fühlen. Da ich das Haptische in meinem Alltag selten bewusst wahrnehme, war dies eine große Herausforderung – mit geschlossenen Augen stehen und Schrift fühlen – ich konnte es keine Minute aushalten! Als sehender Mensch nehme ich natürlich sehr viele Sinnesreize über das Auge war, also habe ich mich ganz schnell wieder in meine Komfortzone begeben und habe mir das Begrüßungs-Video angeschaut. Neben dem gesprochenen Wort wird die Begrüßung auch gebärdet. Dies ist eine Sprache, die ich persönlich schon langen faszinierend finde. Leider habe ich es bisher nicht geschafft, eine Fremdsprache zu lernen, diese wäre auf jeden Fall meine erste Wahl.

Im ersten Raum der Ausstellung werden die Besucher*innen zunächst mit den eigenen Sinnen vertraut gemacht. Dazu sind Stationen gestaltet, um ein Ankommen in der Welt der Sinne und Wahrnehmungen zu erleichtern. Im Bereich des haptischen Wahrnehmens gibt es unterschiedliche Untergründe zu fühlen, der olfaktorische Sinn wird mit Geruchsproben angesprochen, die es galt sich zu merken, da sie im weiteren Verlauf der Ausstellung erneut auftauchten und zugeordnet werden mussten. Im Bereich Hören konnte ein Hörtest (mit unterschiedlichen Frequenzen) gemacht werden, ebenso gab es verschiedene Geräuschkulissen, in die man sich via Kopfhörer begeben konnte.

Der Bereich des Sehens wurde mit der individuellen Wahrnehmung von Gefühlen gekoppelt. Eine Fähigkeit, die ich auch gerade bei uns in den Freundeskreisen sehr wichtig finde.

Im zweiten Raum wurden mit Hilfe verschiedener Medien und Mitmachstationen, die Fähigkeiten verschiedenster Tiere dargestellt, die ihre Sinne bspw. für Nahrungssuche, Partnerwahl, Orientierung oder Kommunikation nutzen können. Zu diesen vier Fertigkeiten gab es zudem Mitmachstationen. Dort wurden mittels Fragen zur eigenen Wichtigkeit einer bestimmten Fähigkeit persönliche Superkräfte-Tiere generiert. Wäre ich ein Superheld, könnte ich mich mit Hilfe meines Geruchssinnes (wie die Lachse) orientieren und würde so immer nach Hause zu meinem Partner finden, der mich aufgrund seiner Illuminations-Fähigkeit (wie die Leuchtkäfer) becirct . Gefahren würden mich nicht finden, da ich mich perfekt in meine Umgebung einpasse und Gegner könnte ich mit meinen individuell abrufbaren Körperfarben (wie die Chamäleons) erschrecken, so dass sie die Flucht ergreifen. Hinten ist mein Superkräfte Tier ein bisschen seltsam aber durchaus nützlich, da ich (wie die Pflanzen) mit Hilfe von Sonnenstrahlen meine eigene Nahrung generieren kann und so ein autarkes Leben führen kann.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Sonderausstellung „von Sinnen“ im Naturkundemuseum  Karlsruhe informiert und Spaß macht. Claudia fand besonders das Video des werbenden (Partnerin) Fasans faszinierend, der ein prächtiges Federkleid hat. Michael ist begeistert von der Futtersuche des Schnabeltieres, das mit geschlossenen Augen, geschlossener Nase und geschlossenem Mund über elektromagnetische Felder Futter sucht. Guido findet die Orientierung beim Wurzelwachstum von Pflanzen spannend. In einem Laborversuch wurden den Wurzeln einer Alge kleine Steinchen eingepflanzt, um so zu zeigen, dass Wurzeln die Gravitationskräfte nutzen, um zu wissen, wo oben und unten ist, damit die Wurzeln in die richtige Richtung wachsen. Werner findet das Experiment zum Teufelswickler spannend, der sich mit Hilfe des Geruchs nach Tomaten auf die Suche macht. Sylvia fand die Anordnung toll, in der das Sehvermögen von Bienen dargestellt wurde „wie sehen Bienen Nektar“. Susanne ist begeistert von dem Video zum Geruchstanz der Lemuren, die mit Hilfe eines Geruchs eine Partnerin finden, ein anderer Geruch vermittelt dem Gegner Stärke. Den Geruch produzieren Lemuren selbst und reiben sich damit ihren Schwanz ein.

Auf der Rückfahrt nach Bretten haben wir dann versucht eine Forschungsfrage zu stellen, da es für uns schwer vorstellbar ist, wie jemand bspw. auf die Idee kommt, den Teufelswickler zu beforschen und eine Versuchsanordnung zu generieren, wie sie im Naturkundemuseum dargestellt wurde.