Weihnachtsansprache 2017 von Dieter Engel

Heute am 2. Advent ist genau die Hälfte der Adventszeit vorbei, denn Heilig Abend fällt ja in diesem Jahr auf den 4. Advent. Der Heilige Abend und das gesamte Weihnachtsfest sind ganz besondere Tage für uns Christen; denn sollte nicht durch die Geburt Jesu Christi Frieden auf Erden einziehen? Keine Sorge, ich möchte nun nicht auf die Krisenherde und Kriege in unserer Welt zu sprechen kommen, sondern vielmehr bei uns bleiben, über uns sprechen und mir über uns Gedanken machen, wie wir es ja in den Gruppenabenden auch praktizieren. In den Gruppengesprächen nehmen wir so viele Dinge an, verändern oft unser Verhalten und unsere Einstellungen durch die Unterstützung und gemachten Erfahrungen der anderen Gruppenteilnehmer. Oft fallen wir jedoch wieder in alte Verhaltensweisen zurück und vergessen, dass wir andere Wege gehen wollten, uns nicht wieder in einem altbekannten Schema und uns oft schädlichen Denkweisen wiederfinden wollten.

Aber gerade an Weihnachten passiert dies leider oft, vielleicht weil wir zu hohe Erwartungen und Ansprüche an uns selbst in diesen Tagen haben. In diesem Zusammenhang kam mir vor einiger Zeit ein Blatt mit 7 Tipps, wie sie sich Weihnachten garantiert versauen können, in die Hand. Zuerst schmunzelte ich darüber, aber dann erkannte ich nach und nach doch, dass mehr als ein Körnchen Wahrheit darin steckt, wenn ich so an die Gruppengespräche vor und nach Weihnachten denke.

1. Heiligabend muss der beste und harmonischste Tag des Jahres werden. Das erzeugt Druck und wir wissen ja, viel Druck hilft viel – nur nicht uns. Warum fokussieren wir uns einzig und allein darauf, dass alles an diesem Tag perfekt wird und wenn wir uns anstrengen dann klappt das auch, oder habt ihr schon andere Erfahrungen gemacht?

2. Weihnachten ist das Fest der Liebe und woran ließe sich Liebe anschaulicher festmachen, als an der Anzahl und dem Wert der Geschenke, die man bekommt. Achtet also genau darauf, dann könnt ihr an diesem einen Tag genau einschätzen, wer euch wirklich gerne hat und wer nicht.

3. Wir haben ja den offenen Austausch in unseren Gruppen gelernt. So wäre doch Heilig Abend eine besondere Gelegenheit, weil ja auch alle beisammen sind, welche man sonst das Jahr über kaum sieht oder besucht. Also die Gelegenheit zur gnadenlosen Aussprache nutzen und dabei hilft folgender Satz als Einstieg: Was ich dir immer schon mal sagen wollte...!

4. Auch bietet das Weihnachtsfest eine gute Chance die Liste  "Was stört mich an meinen Familienmitgliedern" zu verfestigen und zu erweitern. Es trägt sicher zur eigenen Stimmung gut bei.

5. Es passt jetzt nicht ganz, da ja der Heilige Abend in diesem Jahr an einem Sonntag ist, aber vielleicht haben ja ein paar Geschäfte doch geöffnet. Also unbedingt nochmal einkaufen gehen und nicht nur Lebensmittel, sondern noch ein paar Geschenke, man kann sicher noch ein Schnäppchen machen. Ihr solltet auch unbedingt die Zeit bevor die Gäste kommen noch dazu nutzen um gründlich zu putzen, denn Weihnachten ist schließlich ein Tag, an dem man endlich mal die Hausarbeit erledigen kann.

6. Wichtig ist auch die Klärung der Schuldfrage, wenn mal etwas schiefgelaufen ist. Es ist ganz wichtig heraus zu finden, wem die Christbaumkugel heruntergefallen ist, wer vorab schon von dem Weihnachtsgebäck genascht hat und wer eigentlich verantwortlich war, dass der Braten zu lange in der Röhre geblieben ist. Unbedingt alles ausdiskutieren, bevor man wieder Spaß haben kann.

7. Und dann klärt zu guter Letzt die anderen auf, denn ihr haltet die Weihnachtsgeschichte für ein reines Märchen. Und sowieso ist Weihnachten für euch nichts weiter als der Inbegriff unserer oberflächlichen Konsumgesellschaft. Super, dann dürft ihr euch zur aufgeklärten Elite zählen, die sich meistens dadurch auszeichnet „dagegen“ zu sein. Nutzt diesen Vorsprung an kritischem Denken und lasst dies unbedingt und möglichst oft anderen gegenüber raushängen und vermiest so den anderen, nach eurer kritischen Denkweise, ihren primitiven Spaß an Weihnachten.

Ich gebe zu, das eine oder andere ist etwas überzogen, aber ich denke, wir finden uns doch auch in manchem gesagten wieder. Haben wir nicht das ganze Jahr an uns gearbeitet um nicht wieder in alte und ausgetretene Fußstapfen zu treten? Vergessen wir dies alles nicht gerade an Weihnachten, dann besteht für uns vielleicht doch die Chance, dass Weihnachten der beste und harmonischste Tag des Jahres werden kann und denkt daran: eine herzliche Umarmung ist oft wertvoller, als manches teure Geschenk.

In diesem Sinne wünsche ich euch noch eine besinnliche Adventszeit und lasst euch nicht vom Heiligen Abend überraschen, denn er ist wie jedes Jahr am 24. Dezember. Frohe Weihnachten!

 

Alle Fotos: Klaus Eppele, www.bildidee.net