Weihnachtsansprache Dieter Engel 2016

Schon wieder ist ein Jahr vergangen und ich stehe hier im Gemeindezentrum Knielingen, um anlässlich unserer Weihnachtsfeier ein paar Worte an euch zu richten, ein paar Gedanken mit euch zu teilen. Wenn man so mit Freunden zusammensitzt und besonderes vielleicht mit Freundeskreis-Freunden, bei Kerzenschein, angenehmer Adventsstimmung und bei Kaffee und Kuchen, dann kommt sicher manchmal der stille in sich gekehrte Rückblick oder auch der in der Runde laut ausgesprochene Blick zurück:

     was ist im letzten Jahr alles geschehen,

     was ist mir in meiner Zeit im Freundeskreis alles widerfahren,

     was habe ich in meinem bisherigen Leben alles erlebt oder erleben müssen.

Oftmals fallen uns dann dabei erst einmal negativ behaftete Ereignisse ein und man könnte es in altdeutschem oder biblischen Sprachgebrauch sagen, von was wurde ich heimgesucht?

Heimgesucht haben wir ja auch unsere Fotoausstellung und das kleine Buch zu den ausdrucksvollen Bildern von Klaus Eppele genannt, wenn auch zunächst mit der Betonung auf Sucht. 

Sind in unserem Leben nicht viele Dinge geschehen, mussten wir nicht manche Ungerechtigkeit ertragen, manches Leid über uns ergehen lassen, manchen Handlungsabläufen vermeintlich hilflos gegenüberstehen und wurden wir nicht von den unterschiedlichsten Lebenssituationen heimgesucht, welche wohl unter anderem dazu geführt haben, in oftmals großer Not in unseren Kreis -  in den Freundeskreis zu kommen. War es da nicht schon eine Erleichterung, auf Menschen zu treffen, welche uns trotz unserer großen Last, von der wir heimgesucht wurden, herzlich, weltoffen, liberal und vor allem auch mit gelebter christlicher Nächstenliebe auf- und angenommen haben. 

Mir liegt es absolut fern, uns mit Jesus Christus zu vergleichen, aber in der Weihnachtszeit und nicht nur dort, darf getrost darauf hingewiesen werden, dass der Sohn Gottes für alle Menschen da war und ist, egal von was sie zuvor auch heimgesucht wurden, aber nach Hilfe und einem neuen Lebenssinn trachteten.

Einmal im Freundeskreis, in seiner Gruppe angekommen, hat man dort eine Plattform, um sich über seine Lebensereignisse Gedanken zu machen, warum man anstatt heimzukommen oder -zugehen mancher Versuchung erlegen ist, aber sich auch seiner Schwächen und selbstverständlich Stärken gemeinsam bewusst zu werden. Da kann man dann erleben, dass heimsuchen nicht nur negativ besetzt ist, sondern man hat ein neues Heim oder Zuhause gesucht und gefunden. Auch da können wir auf christliche Wurzeln zurückgreifen, den manchen Ortes wird ja noch heute das Fest Mariä Heimsuchung gefeiert. Dabei macht sich die schwangere Maria auf den Weg, ihre Verwandte zu suchen bzw.zu  besuchen, daher der Begriff Heimsuchung.

Aber auch wenn man dabei ist, sich seines bisherigen Lebens bewusst zu werden, bleibt die Erde nicht stehen, sondern dreht sich unerbittlich weiter und neue Herausforderungen und Prüfungen warten auf uns. Wir bleiben von neuen Schicksalsschlägen, Entwicklungen,  deren Ausgang wir nicht kennen oder maßgeblich mit beeinflussen können oder Rückfällen in alte Verhaltensweisen nicht verschont. Aber es tut gut, sich dabei nicht alleine zu wissen und von den Bewältigungsstrategien der Freunde und Freundinnen von so mancher Heimsuchung zu profitieren.

Das gelebte Leben und die Zeit zum Leben, welche noch vor uns liegt, ist so facettenreich, dass es leicht zur Überforderung kommt. Sind wir uns stets bewusst, wie schnell man einem vermeintlichen Hilfsmittel egal in welcher Form und Ausprägung wieder erliegen kann. Diese Mittel und ihre Auswirkungen sind wunderbar auf den Bildern in unseren Räumlichkeiten dargestellt und sollten ab und an immer wieder unserer Aufmerksamkeit bekommen. In unserem kleinen Buch sind diese Auswirkungen der Sucht durch Freundeskreisler treffend beschrieben. An dieser Stelle allen, welche einen Textbeitrag dazu geleistet haben, meinen – unseren herzlichsten Dank!

Was euch im letzten Jahr so alles widerfahren ist - und ich hoffe es war viel Positives dabei - kann jeder nun für sich Revue passieren lassen und wir können uns nun von dem negativen Sinn des Wortes heimgesucht getrost verabschieden. 

Fühlen wir uns alle zusammen hier so heimisch, wie in unseren teilweise neugestalteten und eingerichteten Räumlichkeiten in der Adlerstraße. Dort wo man sich wohl fühlt, kann man einfacher die Seele einmal baumeln lassen und offenen Herzens sein. Sind wir deshalb dankbar, wenn vielleicht auch nicht immer alles nach Wunsch und Plan gelaufen ist, wir manchmal mit unserem Schicksal gehadert haben und genießen die besinnlichen Stunden und sind von Dank erfüllt, dass es zum Jahresende die Adventszeit und das Weihnachtsfest gibt. Schließen wir mit dem Jahr 2016 ein weiteres Kapitel in unserem Leben und tun es dann dem Kind in der Krippe gleich und gehen unvoreingenommen, neugierig, voller Tatendrang und Energie ins neue Jahr, lassen uns, wie ein Kind, nicht von einem unsicheren Gang, von stolpern und hinfallen beirren, sondern stehen wieder auf und verfolgen unsere Ziele, gehen dabei achtsam mit uns um, tun uns und gerne auch anderen Gutes und Stärken unsere Gemeinschaft und werden darin selbst gestärkt und gestützt. 

Als kleines Andenken an unser gemeinsames Jahr bekommt ihr nun die Weihnachtstasse 2016 – gestaltet von unserer Jutta-, welche jeder Besucher unserer Weihnachtsfeier mit nach Hause nehmen darf. Möge sie euch das kommende Jahr begleiten und füllt sie im übertragenen Sinn mit euren Problemen, positiven Ereignissen, Anregungen, Ärger und Wünschen und bringt sie mit in eure Gruppen, dann muss niemand mehr nach dem alten Willy Schneider Lied handeln, in dem es ja bekanntlich heißt: „Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein“, sondern jeder kann das neue Jahr ungetrübt mit allen Sinnen genießen. 

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest und ein zufriedenes und vor allem gesundes Neues Jahr.

Dieter Engel

Fotos: (c) Klaus Eppele